Bürgergeld (Leistung zur Sicherung des Lebensunterhalts)

Umfassender Leitfaden zum Bürgergeld in Deutschland: Alles, was Sie über das neue System wissen müssen

Zu Beginn des Jahres 2023 hat das Bürgergeld das Arbeitslosengeld II (ALG II), umgangssprachlich als Hartz IV bekannt, abgelöst. Dieses neue System wurde eingeführt, um das Niveau der sozialen Unterstützung für Bedürftige in Deutschland zu verbessern und ihre Chancen auf Integration in den Arbeitsmarkt zu erhöhen. In diesem Artikel erklären wir alles Wichtige rund um das Bürgergeld – einschließlich Voraussetzungen, Höhe der Leistungen und Antragsverfahren.


Was ist das Bürgergeld?

Das Bürgergeld ist eine soziale Unterstützungsleistung für Personen, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft – etwa durch Arbeit, Ersparnisse oder andere Einkommensquellen – sichern können.

  • Es ist am 1. Januar 2023 in Kraft getreten.

  • Ziel ist es, ein flexibleres soziales Sicherheitsnetz zu bieten und gleichzeitig die Integration in den Arbeitsmarkt stärker zu fördern.

  • Zuständig für die Umsetzung sind die örtlichen Jobcenter.

Hinweis: Vor der Einführung des Bürgergeldes galt das frühere System ALG II bzw. Hartz IV. Auch wenn die Bezeichnung offiziell geändert wurde, verwenden manche Menschen im Alltag weiterhin den Begriff „Hartz IV“.


Zielgruppe und Anspruchsvoraussetzungen

Begrenztes oder fehlendes Einkommen

  • Anspruchsberechtigt sind deutsche Staatsangehörige sowie in Deutschland lebende Ausländerinnen und Ausländer, die sich in einer finanziellen Notlage befinden und ihre grundlegenden Lebenshaltungskosten nicht selbst decken können.

  • Die Anspruchsprüfung erfolgt auf Basis einer detaillierten Betrachtung von Einkommen und Vermögen der antragstellenden Person bzw. Bedarfsgemeinschaft.

Erwerbsfähigkeit (Erwerbsfähigkeit)

  • Die betroffene Person muss grundsätzlich in der Lage sein, mindestens 3 Stunden täglich – in naher oder mittlerer Zukunft – arbeiten zu können.

  • Liegen gesundheitliche Einschränkungen vor, die eine Erwerbstätigkeit verhindern, kann die Zuständigkeit auf andere Sozialleistungsträger übergehen, zum Beispiel die gesetzliche Krankenversicherung oder die Rentenversicherung.

Rechtmäßiger Aufenthalt

  • Voraussetzung ist ein rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland.

  • Für nichtdeutsche Staatsangehörige bedeutet dies in der Regel, dass ein gültiger Aufenthaltstitel bzw. eine gültige Aufenthaltserlaubnis vorliegen muss.


Monatliche Leistungen im Rahmen des Bürgergeldes

Die Höhe des Bürgergeldes hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem:

  • Familiensituation

  • Alter

  • Anzahl der Personen in der Bedarfsgemeinschaft

Die sogenannte Regelbedarfsstufe (Regelsatz) wird jährlich anhand wirtschaftlicher Indikatoren und der Entwicklung der Verbraucherpreise angepasst. Grundsätzlich gilt:

  • Alleinstehende Erwachsene:
    erhalten einen höheren Regelbedarf als Personen, die in einer Bedarfsgemeinschaft (z. B. Paarhaushalt) leben.

  • Paare oder Lebensgemeinschaften:
    jede Person erhält einen etwas niedrigeren Satz als eine alleinstehende Person, da bestimmte Lebenshaltungskosten gemeinsam getragen werden können.

  • Kinder und Jugendliche:
    Für sie gelten altersabhängige Regelbedarfe. Familien erhalten zusätzliche Leistungen, um die grundlegenden Bedürfnisse der Kinder abzudecken.

Kosten der Unterkunft (Kosten der Unterkunft und Heizung):
Zusätzlich zum Regelbedarf können die angemessenen Kosten für Miete und Heizung ganz oder teilweise übernommen werden. Was als „angemessen“ gilt, legen die jeweiligen Kommunen bzw. Städte fest.


Was ist neu am Bürgergeld im Vergleich zu ALG II (Hartz IV)?

Erhöhung der Regelsätze

  • Die Regelbedarfe wurden für die meisten Leistungsberechtigten im Vergleich zum früheren System angehoben, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten besser abzubilden.

Stärkerer Fokus auf Qualifizierung und Weiterbildung

  • Ein zentrales Ziel des Bürgergeldes ist es, Erwerbslose besser zu qualifizieren und ihnen nachhaltige Beschäftigungsperspektiven zu eröffnen.

  • Dazu gehören verstärkte Angebote für Aus- und Weiterbildung sowie langfristige Integrationsstrategien statt kurzfristiger Maßnahmen.

Karenzzeit (Karenzzeit)

  • In einer ersten Phase (in der Regel ein Jahr) gelten erleichterte Regelungen für Vermögen und Wohnkosten.

  • In dieser Karenzzeit müssen Leistungsberechtigte kleinere Vermögen oder Rücklagen nicht sofort aufbrauchen und die tatsächlichen Wohnkosten werden in vielen Fällen zunächst als angemessen anerkannt.

Sanktionsregelungen (Sanktionen)

  • Mit dem Bürgergeld wurden die Sanktionsmechanismen überarbeitet.

  • Kürzungen werden abgestuft und in der Regel moderater gestaltet, um zu verhindern, dass Leistungsberechtigte in existenzbedrohende Situationen geraten.

  • Gleichzeitig bleibt der Grundgedanke erhalten, dass Leistungsbeziehende aktiv an ihrer Integration in den Arbeitsmarkt mitwirken sollen.


Wie beantragt man Bürgergeld?

Gang zum Jobcenter

  • Zuständig ist das Jobcenter am Wohnort.

  • Dort erhältst du Auskunft über das Verfahren, die notwendigen Antragsunterlagen und mögliche Online-Angebote.

  • In vielen Regionen ist es inzwischen möglich, den Antrag ganz oder teilweise online zu stellen.

Ausfüllen der Formulare und Einreichen der Unterlagen

  • Es müssen Formulare mit Angaben zu Einkommen, Vermögen, Wohnsituation und familiären Verhältnissen ausgefüllt werden.

  • Typische Nachweise sind zum Beispiel:

    • gültiger Ausweis oder Aufenthaltstitel

    • Mietvertrag und aktuelle Mietbescheinigungen

    • Kontoauszüge

    • Nachweise über Versicherungen und sonstige Einkünfte

Prüfung und persönliches Gespräch

  • Nach Eingang der Unterlagen lädt das Jobcenter in der Regel zu einem persönlichen Gespräch ein.

  • In diesem Termin werden die finanzielle Situation, berufliche Erfahrungen und Perspektiven besprochen.

  • Im Anschluss wird häufig eine Eingliederungsvereinbarung (Eingliederungsvereinbarung) abgeschlossen, in der die gegenseitigen Pflichten und Ziele (z. B. Bewerbungsaktivitäten, Maßnahmen) festgehalten werden.

Bescheid und Auszahlung

  • Bei Bewilligung erhältst du einen schriftlichen Bescheid mit:

    • Höhe der monatlichen Leistung

    • Dauer des Bewilligungszeitraums

    • Termin der ersten Auszahlung

  • Wird der Antrag abgelehnt, besteht das Recht auf Widerspruch und – falls nötig – auf Klage vor dem Sozialgericht innerhalb der gesetzlichen Fristen.


Pflichten der Bürgergeld-Empfänger

  • Aktive Arbeitssuche:
    Du bist verpflichtet, dich ernsthaft um Arbeit zu bemühen oder an zumutbaren Maßnahmen zur Qualifizierung teilzunehmen.

  • Termintreue:
    Vereinbarte Termine beim Jobcenter (Beratungsgespräche, Maßnahme-Besprechungen etc.) müssen eingehalten werden.

  • Mitteilungspflichten:
    Jede Veränderung deiner persönlichen oder wirtschaftlichen Verhältnisse musst du dem Jobcenter unverzüglich melden, zum Beispiel:

    • Arbeitsaufnahme oder Jobwechsel

    • Umzug oder Wohnungswechsel

    • Änderung im Familienstand oder bei der Zahl der Haushaltsmitglieder

    • Erhalt weiterer Einkünfte (z. B. Minijob, Erbschaft, Unterhalt)


Wichtige Tipps, um bestmöglich vom Bürgergeld zu profitieren

Frühzeitig aktiv werden

  • Wenn sich abzeichnet, dass du deinen Lebensunterhalt bald nicht mehr selbst sichern kannst, solltest du frühzeitig Kontakt mit dem Jobcenter aufnehmen.

  • So vermeidest du Versorgungslücken und kannst rechtzeitig alle Unterlagen vorbereiten.

Kontinuierliche Zusammenarbeit

  • Halte den Kontakt zu deiner Ansprechperson im Jobcenter aufrecht.

  • Nutze Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote, die dir helfen können, wieder dauerhaft in Arbeit zu kommen.

Kostenlose Beratung nutzen

  • Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, etwa:

    • soziale Beratungszentren

    • Wohlfahrtsverbände

    • Gewerkschaften

  • Diese können dir bei der Klärung deiner Rechte und Pflichten und beim Ausfüllen von Anträgen helfen.

Unterlagen gut aufbewahren

  • Bewahre alle offiziellen Schreiben, Bescheide, Mietverträge und relevante Nachweise geordnet auf.

  • Das erleichtert die Kommunikation mit dem Jobcenter und hilft bei eventuellen Widersprüchen.


Fazit

Das Bürgergeld stellt einen neuen Schritt im deutschen Sozialstaat dar. Es soll ein höheres Maß an finanzieller Sicherheit bieten und zugleich die Integration in den Arbeitsmarkt stärker fördern. Wenn du dich in einer finanziell schwierigen Lage befindest oder einen beruflichen Neustart planst, kann ein gutes Verständnis des Bürgergeld-Systems dir helfen, deine Ansprüche vollständig zu nutzen.

Bleibe im engen Austausch mit deinem Jobcenter, halte dich an die vereinbarten Pflichten und zögere nicht, bei Bedarf rechtliche oder soziale Beratung in Anspruch zu nehmen.


* Das Autorinnen- und Autorenteam dieser Seite ist bemüht, durch sorgfältige Recherche und die Auswertung verschiedener Quellen möglichst genaue Informationen bereitzustellen. Dennoch können Fehler nicht ausgeschlossen werden, und einzelne Angaben können sich im Laufe der Zeit ändern. Bitte betrachte die Informationen daher als erste Orientierung und wende dich bei verbindlichen Fragen stets an die zuständigen Behörden und Fachstellen.


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