Pharmaziestudium in Deutschland

Pharmazie studieren in Deutschland: Voraussetzungen, Dauer, Kosten und Berufsperspektiven

Ein Pharmaziestudium in Deutschland gehört zu den gefragten Bildungsgängen – nicht zuletzt, weil Deutschland weltweit eine führende Rolle in der Pharmaindustrie und in der Arzneimittelforschung spielt. Die Kombination aus hoher Ausbildungsqualität und vielfältigen Berufsmöglichkeiten macht Deutschland zu einem attraktiven Ziel für angehende Pharmazeutinnen und Pharmazeuten aus aller Welt. In diesem Artikel beleuchten wir den Aufbau des Pharmaziestudiums, die Zulassungsvoraussetzungen, die Kosten sowie die beruflichen Perspektiven nach dem Abschluss – mit einem besonderen Fokus auf internationale Studierende.


1. Vorteile eines Pharmaziestudiums in Deutschland

Hohe Qualität der pharmazeutischen Ausbildung
Deutsche Universitäten arbeiten mit modernen wissenschaftlichen Methoden und verknüpfen diese mit aktuellen Erkenntnissen aus Forschung und Technik im Bereich der Arzneimittelwissenschaften.
Die Studiengänge verbinden fundierte theoretische Grundlagen mit praxisnahen Laborübungen und Praktika.

Starke industrielle und forschungsorientierte Anbindung
Die deutsche Pharmaindustrie befindet sich in stetiger Entwicklung. Dies schafft zahlreiche Möglichkeiten für Praktika, Forschungsprojekte und eine spätere Beschäftigung bei international tätigen Pharmaunternehmen.

Internationale Berufsperspektiven
Der deutsche Pharmazieabschluss genießt weltweit hohes Ansehen. Das erleichtert – je nach nationalen Regelungen – die berufliche Anerkennung und die Arbeit in Deutschland sowie in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern.


2. Zulassungsvoraussetzungen für das Pharmaziestudium

2.1 Schulabschluss (dem Abitur gleichwertig)

  • In der Regel wird ein dem deutschen Abitur entsprechender Schulabschluss mit guten bis sehr guten Noten verlangt – insbesondere in naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie, Chemie und Mathematik.

  • Ist der Schulabschluss nicht direkt äquivalent zum Abitur, kann der Besuch eines Studienkollegs (M-Kurs für medizinische und pharmazeutische Fächer) erforderlich sein.

2.2 Deutschkenntnisse

  • Da die meisten Pharmazieprogramme auf Deutsch angeboten werden, wird in der Regel ein Sprachniveau zwischen B2 und C1 vorausgesetzt (je nach Universität).

  • Akzeptierte Nachweise sind u. a. TestDaF, DSH oder Goethe-Zertifikate, entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Hochschule.

2.3 Numerus Clausus (NC)

  • Pharmazie gehört in Deutschland zu den zulassungsbeschränkten Studiengängen.

  • Viele Universitäten verlangen einen hohen Notendurchschnitt, der im Rahmen des Numerus-Clausus-Systems festgelegt wird.

  • Wer die direkte Zulassung nicht erhält, muss eventuell Wartezeiten (Wartesemester) in Kauf nehmen oder sich an Hochschulen mit weniger strengen NC-Vorgaben wenden.

2.4 Zusätzliche Eignungstests

  • Einige Universitäten führen zusätzliche Eignungsprüfungen durch, z. B. fachspezifische Tests in Chemie und Biologie oder den medizinischen Studierfähigkeitstest (TMS), um die Eignung der Bewerbenden genauer zu prüfen.


3. Aufbau des Pharmaziestudiums

Das Pharmaziestudium in Deutschland umfasst in der Regel 8 Semester (4 Jahre), in einigen Fällen 9 Semester (4,5 Jahre). Es handelt sich um einen Staatsexamensstudiengang, der in mehrere Abschnitte und staatliche Prüfungen gegliedert ist:

Grundstudium (erste Studienphase)

  • Dauer: ungefähr die ersten 4 Semester.

  • Inhalte: Allgemeine und anorganische Chemie, organische Chemie, Biologie, pharmazeutische Biologie und Botanik, Physik, Anatomie/Physiologie und weitere naturwissenschaftliche Grundlagen.

  • Abschluss: Zwischenprüfung bzw. Erste pharmazeutische Prüfung (Erstes Staatsexamen im Fach Pharmazie).

Hauptstudium (zweite Studienphase)

  • Beginn ab dem 5. Semester.

  • Inhalte (u. a.):

    • Pharmazeutische Chemie

    • Pharmakognosie (Drogenkunde)

    • Pharmakologie und Toxikologie

    • Pharmazeutische Technologie (Herstellung und Formulierung)

    • Klinische und praktische Pharmazie

  • Abschluss: Zweite pharmazeutische Prüfung (zweiter Abschnitt der staatlichen Prüfung).

Praktisches Jahr (PJ)

  • Im Anschluss folgt das praktische Jahr in öffentlichen Apotheken, Krankenhausapotheken, in der Industrie oder in anerkannten Laboratorien.

  • Dieses Jahr dient der intensiven praktischen Anwendung des im Studium erworbenen Wissens und verknüpft Theorie und Berufspraxis.

Dritte pharmazeutische Prüfung (Staatsexamen)

  • Nach Abschluss des Praktischen Jahres wird die Dritte pharmazeutische Prüfung abgelegt.

  • Nach erfolgreichem Bestehen aller Examina erhält man die Approbation als Apothekerin/Apotheker und damit die Erlaubnis, den Beruf in Deutschland auszuüben.


4. Studienkosten und Lebenshaltungskosten

Studiengebühren

  • An den meisten staatlichen Universitäten fallen keine hohen Studiengebühren an.

  • Stattdessen ist ein Semesterbeitrag zu entrichten, der je nach Hochschule etwa zwischen 150 und 400 Euro liegt und häufig ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr beinhaltet.

  • In einigen Bundesländern – etwa Baden-Württemberg – wird für Studierende aus Nicht-EU-Staaten zusätzlich eine Gebühr erhoben, die bis zu 1.500 Euro pro Semester betragen kann.

Lebenshaltungskosten

  • Die Lebenshaltungskosten sind stark von der Stadt abhängig:

    • In Großstädten wie München, Frankfurt oder Hamburg sollte man mit 900–1.200 Euro pro Monat rechnen.

    • In kleineren oder günstigeren Städten können 700–900 Euro monatlich ausreichen.

Krankenversicherung

  • Eine Krankenversicherung ist für alle Studierenden obligatorisch.

  • Der Beitrag zur studentischen gesetzlichen Krankenversicherung liegt in der Regel zwischen 80 und 110 Euro pro Monat.

Fachliteratur und Materialien

  • Spezielle pharmazeutische Fachbücher können teuer sein, sind jedoch meist in den Universitätsbibliotheken vorhanden.

  • Zusätzlich können Kosten für Laborutensilien und Verbrauchsmaterialien im Rahmen praktischer Kurse anfallen.


5. Berufsperspektiven nach dem Abschluss

Öffentliche Apotheken (Offizin)

  • Das häufigste Berufsfeld ist die Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke, in der Apothekerinnen und Apotheker Arzneimittel abgeben, Patientinnen und Patienten beraten und pharmazeutische Dienstleistungen erbringen.

  • Einstiegsgehälter liegen – je nach Region und Tarifvertrag – häufig im Bereich von etwa 3.000–3.500 Euro brutto pro Monat; mit Berufserfahrung und Verantwortung steigen diese weiter an.

Pharmazeutische Industrie

  • In Pharmaunternehmen bieten sich Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung (F&E), Qualitätskontrolle, Herstellung, Zulassung, Pharmakovigilanz oder im Pharmamarketing.

  • In diesem Bereich bestehen oftmals gute Aufstiegsmöglichkeiten und attraktive Gehaltsstrukturen, insbesondere in internationalen Konzernen.

Analytische und klinisch-chemische Labore

  • Schwerpunkt: Arzneimittelanalytik, Qualitätsprüfung, Entwicklung neuer analytischer Methoden.

  • Kooperationen mit Bereichen wie Biotechnologie, Genomik und personalisierte Medizin sind möglich.

Wissenschaft und Forschung (Hochschule/Institute)

  • Wer sich stärker für Forschung interessiert, kann eine Promotion (PhD/Dr. rer. nat. bzw. Dr. pharm.) anschließen und anschließend in Lehre und Forschung an Universitäten oder Forschungsinstituten tätig werden.

Klinische Pharmazie / Krankenhausapotheken

  • In Krankenhausapotheken und im Bereich Klinische Pharmazie arbeiten Apothekerinnen und Apotheker eng mit Ärztinnen/Ärzten zusammen, um Arzneimitteltherapien zu optimieren und die Patientensicherheit zu erhöhen.

  • Dieses Feld gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung.


6. Studium auf Englisch: Ist Pharmazie auf Englisch möglich?

  • Der Großteil der grundständigen Pharmaziestudiengänge (Staatsexamen) wird in Deutschland auf Deutsch angeboten.

  • Spezialisierte Masterprogramme – etwa in Drug Management, Clinical Pharmacy oder Pharmaceutical Sciences – können teilweise auf Englisch angeboten werden, häufig an (halb-)privaten Hochschulen oder als internationale Programme.

  • Für den klassischen Weg zur Approbation als Apothekerin/Apotheker ist jedoch in der Regel ein deutschsprachiges Studium erforderlich.


7. Praktische Tipps für internationale Studierende

  • Deutsch frühzeitig lernen: Ein gutes Sprachniveau (mindestens B2, ideal C1) ist nicht nur für das Studium, sondern auch für den späteren Berufsalltag in Apotheken oder Industrie entscheidend.

  • Gute naturwissenschaftliche Schulnoten anstreben: Besonders in Chemie, Biologie und Mathematik sollten die Leistungen überdurchschnittlich sein, um eine Chance auf einen Platz im NC-Fach Pharmazie zu haben.

  • Studienkolleg einplanen (falls nötig): Wer kein direkt anerkanntes Abitur besitzt, kann sich über den M-Kurs im Studienkolleg auf das Studium vorbereiten.

  • Universitätsanforderungen prüfen: Jede Hochschule hat eigene Fristen und Anforderungen. Viele internationale Bewerbungen laufen über Uni-Assist – hier sollten alle Unterlagen vollständig und fristgerecht eingereicht werden.

  • Finanzierung sichern: Neben Studien- und Lebenshaltungskosten können Reise- und Visakosten anfallen. Für das Visum ist oft der Nachweis eines Sperrkontos erforderlich.

  • Stipendien recherchieren: Institutionen wie der DAAD oder politische Stiftungen bieten teilweise Förderprogramme für internationale Studierende an – auch wenn spezifische Vollstipendien für Pharmazie seltener sind als etwa für Entwicklungsstudien oder Ingenieurwissenschaften.


8. Fazit

Das Pharmaziestudium in Deutschland ist eine attraktive Option für naturwissenschaftlich interessierte Studierende, die in einem forschungsstarken und industrienahen Umfeld lernen möchten. Es erfordert gute Deutschkenntnisse, einen soliden naturwissenschaftlichen Hintergrund und Durchhaltevermögen für mehrere Jahre intensiven Studiums mit staatlicher Abschlussprüfung.

Im Gegenzug eröffnet der deutsche Pharmazieabschluss vielfältige Karrierewege – von der öffentlichen Apotheke über die Pharmaindustrie bis hin zu Forschung und Lehre. Wer bereit ist, sich frühzeitig sprachlich und fachlich vorzubereiten, kann in Deutschland den Grundstein für eine erfolgreiche pharmazeutische Laufbahn legen – sei es in Deutschland selbst oder international.

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